
Wil
Aus Sorge und direkter Betroffenheit: Stadträtin Ursula Egli gibt ihren Job in ihrem Departement auf – das soll aber eine Ausnahme bleiben
Besorgt über die revidierte Schutzverordnung überließ Wilerer Stadträtin Ursula Egli die Arbeit ihres Departements Stadtpräsident Hans Mäder. Das kritisiert Stadtrat Juso Timo Räbsamen.

Neu ist der Wiler Rebberg als Landschaftsschutzgebiet in die Schutzverordnung aufgenommen.
Kritik kam von einer Pressekonferenz. Das Projekt aus dem Ressort Ursula Egli wurde diskutiert, doch statt des SVP-Rathauses präsentierte sich Bürgermeister Hans Mäder (Die Mitte) den Medien. Es ging um die neue Schutz- und Schutzinventarverordnung zum Schutz von Natur und Kulturgütern. Kurz darauf heißt es in der Interpellation des Juso-Stadttagsabgeordneten Tim Räbsamen:
“Weil Beruf und Partei der Stadträte dem Schutz von Natur und Kulturgütern eher kritisch gegenüberstehen, gibt es einige Fragen zu ihrer Regierungsfähigkeit.”

Timo Räbsamen, Stadtrat (Juso).
Mit seiner Interpellation wollte Räbsamen herausfinden, wie der Stadtrat mit dem Thema Kollegialitätsprinzip umgeht. Sechs Abgeordnete der SP und der Grünen Prowiler Fraktion haben die Initiative mitunterzeichnet.
Der Bürgermeister ist der Stellvertreter in dieser Abteilung
Nun ist die Antwort des Stadtrates eingetroffen. Ursula Egli hat immer wieder ihre Besorgnis über die Zahl und Verbreitung von Kultur- und Natureinrichtungen geäussert. Darüber hinaus ist die Stadtverwaltung von einzelnen geschützten Bauwerken, insbesondere in Landschaftsschutzzonen, direkt betroffen.

Ursula Egli, Rathaus (SVP).
„Aus diesem Grund hat sich der Bürgermeister in seiner Eigenschaft als stellvertretender Leiter des Dezernats für Bau, Umwelt und Verkehr mit Zustimmung des gesamten Stadtrates bereit erklärt, den Betrieb zu vertreten“, heißt es in der Antwort. Diese Lösung entspricht der üblichen Praxis in den Organen der vollziehenden Gewalt und wird vom Stadtrat für die Kollegialgewalt im Einzelfall als sinnvoll und angemessen angesehen.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Stadtrat nur in diesem Fall die ständige Vertretung des Unternehmens einem anderen Stadtratsmitglied übertragen.
“Das ist die Ausnahme und sollte nie zur Regel werden.”
Der Stadtrat erachtet das Kollegialitätsprinzip in der Exekutive als eine der grossen Errungenschaften und ein wichtiges Merkmal der schweizerischen Demokratie.
Egli stellt sich nicht grundsätzlich gegen die Schutzanordnung
Die Geschäftsordnung des Stadtrates enthält einen Artikel zum Kollegialprinzip. Das Ratsmitglied hat jedoch die Möglichkeit, sich gegen die Transaktion oder Entscheidung zu wehren, was in diesem Fall bedeuten würde, sich von den Schutzbestimmungen als solchen zu distanzieren.
Ursula Egli habe sich gegen diesen Schritt entschieden, teilte der Stadtrat mit. Sie sieht in der Schutzverordnung grundsätzlich ein geeignetes Instrument zum Schutz bestimmter historischer Gebäude, Landschaften und Gärten, archäologischer Objekte sowie Bäume und Hecken mit Augenmaß und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität und nachhaltigen Entwicklung die Stadt.
Räbsamen sieht sich in seinem Verdacht bestätigt
Timo Räbsamen sieht sich in seiner Vermutung bestätigt, dass Ursula Egli aufgrund ihrer persönlichen Position entschieden hat, ihr Amt als Stadträtin in diesem Fall nicht anzutreten. Er hält es auch für übertrieben, wenn der Stadtrat von “üblicher Praxis” schreibe. “Es sollte nicht einmal üblich sein.” Juso-Politiker sagt:
“Ich hoffe, dass die Position von Ursula Egli keinen allzu großen Einfluss darauf haben wird, wie die Schutzverordnung letztendlich auf die verschiedenen Projekte in ihrem Departement angewendet wird.”
Zu Vorschlägen, die noch nicht im Parlament diskutiert wurden, äußert sich der Stadtrat grundsätzlich nicht. Dies gilt laut Antrag auch in diesem Fall.