
Geiger und Wellinger waren zu Beginn der Tour überraschend stark


Fliegen in Richtung 25.000 Fans: Carl Geiger war in Oberstdorf überzeugt
Quelle: Reuters
Die Ausgangsbedingungen waren so schlecht wie lange nicht, dennoch meldeten sich die deutschen Skispringer zum Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Obwohl Wellinger und Geiger das Podium nur knapp verpassten, gehörten sie zu den Spitzenreitern. Aber ein Norweger springt in eine andere Liga.
dWo für ihn als kleiner Junge auf den Kinderschanzen alles begann, konnte Carl Geiger nach einer durchwachsenen Saison endlich wieder so richtig feiern: Im zweiten Durchgang zum Turnierauftakt in Oberstdorf landete er nach 134 Metern, ballte die Faust und putte es in der Leader-Box. Vier weitere Sprünge folgten, darunter überraschenderweise Andreas Wellinger. Doch der Olympiasieger von 2018 feierte nicht viel – er sprang nicht vom vierten auf den dritten Platz, und somit war es sein erstes Podium seit vier Jahren.
Am Ende musste sich Geiger auf der Schattenbergschanze seiner Heimatstadt mit Platz vier und Wellinger mit Platz sechs begnügen, doch was die beiden am Donnerstagabend zeigten, war nicht unbedingt das, was erwartet wurde: eher als Außenseiter und Rivalen denn als Favoriten auf Tour. sprangen sie nun mit den Besten und spielten eine wichtige Rolle beim Skisprungfest mit 25.000 Fans. Der Norweger Halver Agner Granrud sprang jedoch in einer eigenen Liga auf. “Es ist verrückt, was er macht”, sagte ein beeindruckter Geiger. Zweiter und Dritter wurden Piotr Zilla und David Kobacki aus Polen. Und Wellinger sah den Renntag schnell: Keine verpasste Chance, sondern ein großer Schritt nach vorn: „Ich bin wieder richtig gut gefahren, insgesamt bin ich sehr zufrieden.“
Die Situation zum Start der Tour war für die Deutschen anders als in den Vorjahren – deutlich schlechter: Denn während mindestens ein Springer im Team immer einer der Favoriten oder gar Top-Favorit war, waren es manchmal zwei, die die Saison weitgehend hatten gewesen. Bisher holte der enttäuschende Geiger, der letztes Jahr das Gelbe Trikot trug, mit einem dritten Platz das einzige Podiumsergebnis der Deutschen in diesem Winter. Als Weltcup-Gesamtsiebter gehört er zwar nur zu den Top Ten, doch die Gruppe der Besten ist bisher auf einem anderen Niveau gesprungen. 12 Jahre ist es her seit der schlimmsten Situation der Deutschen bei der WM.
Olympiasieger Andreas Wellinger, hier nach der ersten Runde, durfte endlich wieder feiern
Quelle: dpa/Daniel Karmann
Die Geschichte hat gezeigt, dass im Skispringen im Allgemeinen und auf vier Schanzen im Besonderen viel passieren kann. Und die Deutschen wissen, wie es geht. Das gilt neben Geiger vor allem für Olympiasieger Wellinger, der nach einer Reihe von Verletzungen immer noch kämpft. Andererseits: Der Weg nach oben ist lang. Stefan Horengacher, der Trainer der Nationalmannschaft, zeigte sich vor Spielbeginn noch zuversichtlich und hielt Geigers Gesamtsieg sogar für möglich. Der 53-jährige Österreicher sagte: „Er muss sich verbessern, aber Gott sei Dank kann er im Skispringen sehr schnell fahren.“ „Wenn man Konditionsprobleme hat, dauert es Monate. Aber das ist das Gute an uns: Mit ein, zwei Sprüngen kommt man in ein ganz anderes Gewässer, dann ist man ganz vorne mit dabei.“ Unser Ziel ist es, Sportler dorthin zu bringen. Das muss nicht in Oberstdorf sein, das kann sich während der Tour entwickeln.”
Eisenbichler verzweifelte, Wellinger jubelte
Doch Oberstdorf lief bereits besser als von vielen erwartet: Nach zwei Jahren mit leeren Stadien wegen der Pandemie ließ Wellinger die deutschen Fans in der ersten Runde in einer ausverkauften Arena jubeln. 135 Meter bedeuteten einen konkurrenzfähigen Hochsprung, den er schon lange nicht mehr geschafft hatte.
Und es war spannend in dieser ersten Runde – denn das nächste Ausscheidungsduell hieß Stephen Croft gegen Carl Geiger. Weltmeister und zweifacher Toursieger aus Österreich gegen Weltmeister aus Deutschland. Während Croft zu den Favoriten auf den Gesamtsieg der Tour gehörte, gehörte Geiger höchstens zu den Favoriten aus einem großen Kreis. Nicht wegen Geiger, der im Qualifying Siebter wurde, kam es zum Duell. Aber in Kraft, die nach Oberstdorf reiste und nur 44. wurde. Geiger sah das Duell als Motivation: „Das könnte Motivation sein. Stefan springt in Oberstdorf immer gut. “Aber ich habe noch Reserven.” Der Verlierer muss unter den fünf besten Verlierern sein, um in die zweite Runde vorzudringen.
Croft hätte der Erste der beiden werden sollen und wäre 133 Meter gut gegangen. Doch Geiger in seiner Heimatstadt konterte mit 136,5 Metern und gewann.
Sehr zufrieden: Carl Geiger reagiert nach der ersten Runde
Quelle: dpa/Daniel Karmann
Aus deutscher Sicht liest sich der Mittelweg gut: Wellinger vor Geiger vor Kraft. Die Top-Favoriten kamen immer weiter, und so stand es am Ende der ersten Runde: Granrud vor Zilla und dem Polen Kubecki – doch dann folgten Wellinger und Geiger. Eine Halbzeit, die für Deutschland kaum besser hätte laufen können. Geiger und Wellinger standen an vorderster Front.
Aktuell im Kampf ums Skispringen: Markus Eisenbichler
Quelle: dpa/Daniel Karmann
Nur der 22-jährige Philippe Raymond, Constantin Schmid und Stephan Lihe sprangen in die zweite Runde. Markus Eisenbichler und Pius Paschke vermissten ihn hingegen. “Es ist bittersüß”, sagt Eisenbischler und sucht verzweifelt nach Form. Er deutete auch an, dass er sich von den Four Hills zurückziehen könnte, um seine Karriere in Ruhe fortzusetzen.
Die Jagd seiner Teamkollegen um einen Podiumsplatz verfolgte er zunächst als Zuschauer – und davor sah er den jungen Philippe Raymond nach seinem zweiten Sprung jubeln: Platz 14 und damit drittbester Deutscher.