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Mit der neuen Gebührenordnung steigen die Tierarztkosten um 20 bis 30 Prozent. Der Leiter der Tierklinik in Schliersee erklärt die Gründe.
Hausham – Wenn Sie mit Ihrem Hund zum Tierarzt gehen, zahlen Sie für eine allgemeine Untersuchung in Hausham 35,43 Euro zzgl. MwSt. Bisher seien es gut acht Euro weniger gewesen, sagt Dr. Jannis Uhrig, Leiter der Tierklinik Schliersee. Die Erhöhung der Grundversorgung ist ein Beispiel für die neue Gebührenordnung für Tierärzte, die seit etwa einem Monat bundesweit gilt – eine Entwicklung, die Tierärzten wichtig und manchen Kunden unangenehm ist.
Aber: „Die Verantwortung für ein Haustier hört nicht bei den Futterkosten auf, sondern schon immer“, betont Uhrig. Die Behandlungskosten sind um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent gestiegen, die bisherige Gebührenordnung stammt jedoch aus dem Jahr 1999. Inflationsbereinigt sei der Anstieg „moderat“, auch wenn es im Einzelfall weh tun könne. Für Katzen wird beispielsweise der gleiche Preis wie für Hunde berechnet. „Sie gehören heute genauso zur Familie und der Aufwand ist der gleiche“, sagt Uhrig.
„Extremer Fachkräftemangel“ auch bei Tierärzten
Die Praxis klärt dies jedoch seit langem proaktiv auf. Dazu gehören Flyer in der Praxis, Social Media Posts und Kundengespräche. “Das Zusammentreffen mit dem allgemeinen Preisschock war nicht vorhersehbar.”
Die meisten Kunden, die in die Tierklinik im ehemaligen Tor kommen, verstehen das, wohl wegen der Aufklärungsarbeit. „Die Leute wissen, wie teuer gute Pflege ist.“ Bislang hat sich am Geschäft nicht viel geändert. Dennoch ist es Uhrig wichtig zu betonen, dass wer teure Behandlungen scheut, nicht herabgewürdigt wird. „Wir empfehlen die medizinisch beste Variante – erarbeiten aber gemeinsam mit dem Kunden einen Plan, bei dem wir auf einzelne Diagnoseverfahren verzichten können und beginnen bei den wahrscheinlichsten Gründen.“
Eine neue Gebührenordnung ist in jedem Fall erforderlich. „Ein extremer Fachkräftemangel in der Veterinärmedizin bahnt sich an“, warnt der Klinikdirektor. Und die Versorgung im ganzen Land ist gefährdet, insbesondere der Notdienst, der in Hausham zwischen 8 und 24 Uhr verfügbar ist. In Thüringen, Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt beispielsweise sei das flächendeckende Angebot bereits begrenzt, sagt Uhrig. „Die neue Gebührenordnung hilft uns, einen Notdienst zumindest kostendeckend anbieten zu können.“
Tiere leben länger
Bisher wurden die Abendstunden bezuschusst, zumal fast zeitgleich mit den neuen Tarifen der Tarif für Tierarzthelferinnen (TFA) um 20 bis 25 Prozent angehoben wurde. „Wir begrüßen das sehr, denn TFS sind ein unglaublich wichtiger Teil unseres Geschäfts“, sagt Uhrig. Nur durch eine Erhöhung würden die Löhne der unteren Tarifstufen vom Mindestlohn abweichen – in Zeiten des Fachkräftemangels dringend notwendig.
Die Verknappung liege laut Uhrig auch daran, dass die Nachfrage enorm gewachsen sei. Der 45-Jährige ist seit 15 Jahren als Tierarzt tätig und sagt: „Die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten sowie die personelle und technische Ausstattung sind deutlich gestiegen.“ . In der Pforte arbeiten zum Beispiel ein Kardiologe und ein Chirurg.
Dadurch würden die Tiere immer länger leben. „Den höheren Kosten steht eine viel bessere Behandlung gegenüber.“ Das zeige sich zum Beispiel daran, dass heute Krankheiten wie Krebs bei Tieren behandelt werden, die es früher einfach nicht gegeben habe, weil die pelzigen Familienmitglieder nicht alt genug seien. Mit dem medizinischen Fortschritt sind einige Artikel auch billiger geworden. „Röntgen kostet weniger als früher, weil wir die Bilder nicht mehr manuell entwickeln müssen.“
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