
Berlin (dpa) – Die FDP hat nach der gescheiterten Verabschiedung neuer Einkommen für Bürgerinnen und Bürger erneut Signale für einen möglichen Kompromiss zwischen der Ampelkoalition und der oppositionellen Union gesetzt.
„Es lohnt sich nicht, wenn alle in der Luft bleiben“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr der Zeitung der Mediengruppe Funke (Dienstag) vor Gesprächen im Vermittlungsausschuss Bundestag-Bundesrat.
Die Union verbreite “Märchen, wenn sie das erste Halbjahr als sanktionsfreien Zeitraum beschreibe”, sagte Dürr. Nur mögliche Sanktionen für Empfänger, die zu Beginn des Kaufs irrelevant sind, sollten eliminiert werden. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen. “Aber wenn die Union dieses Symbol braucht, bin ich offen dafür, die Sanktionsoptionen beizubehalten.” Die Gewerkschaft wandte sich gegen eine geplante halbjährige „Vertrauensperiode“, in der Sozialleistungsempfänger bei Fehlverhalten kaum oder gar nicht gekürzt werden.
Die Koalition will Anreize schaffen, mit Bürgergeldern zu arbeiten
Allerdings schloss die FDP-Politikerin aus, die von den Gewerkschaftsspitzen geforderte Anhebung der lediglich laufenden Hartz-IV-Sätze zu erhöhen. “Wenn wir nur die Regelsätze anheben, wie es die Union will, verringern wir den Anreiz, Jobs anzunehmen.” Die Koalition will nämlich zusätzliche Anreize schaffen, mit dem Grundeinkommen für Aus- und Weiterbildung sowie für Teilzeitarbeit zu arbeiten.
Der von der Ampel geplante bürgerliche Zubau konnte sich am Montag in einer entscheidenden Abstimmung im Bundesrat nicht durchsetzen. Auf der Sondersitzung stimmten mehrere Länder, die von der Union geführt oder in ihr aufgenommen wurden, dagegen oder enthielten sich der Stimme. Nun soll die Schlichtungskommission bis Ende November eine Lösung finden – sonst droht das Einkommen der Bürger, die die Ampeln des Hartz-IV-Systems überwinden wollen, komplett einzubrechen.
Die Gewerkschaftsfraktion besteht weiterhin darauf, auf eine „Vertrauensfrist“ zu verzichten. „Es muss kein Zweifel daran bestehen, dass Sanktionen von Anfang an verhängt werden können“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion Thorsten Frei, der Mitglied im Vermittlungsausschuss ist, der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstag).
Kritik an der Gewerkschaft durch den Verein zum Schutz von Kindern
Der Verein zum Schutz des Kindes kritisierte die von der Union geführten Länder für die Sperrung der Einkommen der Bürger. „Die Ablehnung der Union, wenn es um Bürgergelder geht, ist unanständig“, sagte der Präsident des Kinderschutzbundes e.V. Heinz Hilgers, Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Familien mit Kindern sind von der aktuellen Krise besonders hart betroffen. Das sieht auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Marcel Fratzscher, so. „Die Ablehnung von CDU und CSU ist ein fatales Signal der gesellschaftlichen Solidarität in schwierigen Zeiten“, sagte er der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf (Dienstag).
Der gemeinsame Gesamtverband rief Bund und Länder zu einer raschen Einigung auf. „Wir erwarten schnelle Entscheidungen im Interesse der Betroffenen“, sagte Verbands-Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag). „Wer jetzt nicht schnell und konsequent handelt, nimmt in Kauf, dass die Armut weiter wachsen und die Not der Menschen steigen wird.“
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte zuvor betont, er setze auf schnelle Vermittlung. Die Kommission könnte bereits nächste Woche tagen.
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