
Datum: 24.01.2023 16:21
Frank Hanebuth, der frühere Kopf der Hells Angels in Hannover, steht am Montag in Madrid vor Gericht. Vorwürfe der spanischen Justiz: Drogenhandel und Zuhälterei. Hanebuth fühlt sich wohl.
Neben dem 58-jährigen ehemaligen Anführer der inzwischen aufgelösten Hells Angels-Ortsgruppe Hannover sind auch weitere mutmaßliche ehemalige Mitglieder und Helfer vor dem Landesgericht angeklagt worden. Die Gruppe soll zwischen 2009 und 2013 als kriminelle Vereinigung auf Mallorca operiert und in einem Ort namens Ballermann zahlreiche schwere Verbrechen begangen haben. Die Staatsanwaltschaft fordert für Hanebuth insgesamt 13 Jahre Haft.
Hanebuths Anwalt prangert die Ermittlungen an
Am zweiten Verhandlungstag betonte Hanebuths spanischer Anwalt, sein Mandant sei unschuldig. Auch er verurteilte die Ermittlungen. Ana Madera sagte, es sei illegal, die Telefone von Hanebuth und anderen mutmaßlichen ehemaligen Hells Angels-Mitgliedern abzuhören. Denn sie seien nach dem Vorwurf der Körperverletzung in einem Bagatellfall angeordnet worden – „das darfst du nicht“. Madera betonte, dass sein Mandant nicht vorbestraft sei. Zudem konnte der Hauptzeuge nicht ausfindig gemacht werden. Der Mann will mehrere der Angeklagten auf dem Foto als Bedürftige kennen.
Hanebuth lehnt den Deal ab
Die deutsche Verteidigung geht davon aus, dass es keine Beweise gibt. Laut Hanebuths Anwalt begann der Prozess etwa vier Stunden später am Montag, weil die Staatsanwälte Geschäfte machen wollten. Madera sagte, dass sein Mandant im Gegensatz zu anderen Angeklagten, die das Angebot angenommen hatten, den Deal abgelehnt habe, weil er seine Unschuld beteuere. Hanebuth selbst ging am Montag entspannt in die Verhandlung. Bevor er seinen Platz auf der Anklagebank des Nationalstaatsgerichts einnahm, sagte er dem Reporter der Zeitung „Mallorca Zeitung“, er habe nichts zu befürchten. “Ich bin froh, endlich anzufangen”, sagte Hanebuth vor einer Menge Reportern. Laut seinem Anwalt ist seine Aussage für einen der ersten Verhandlungstage geplant. Wann genau, steht noch nicht fest.
Hanebuth droht eine mehrjährige Haftstrafe
Hanebuth wurde im Sommer 2013 bei einer Großrazzia auf Mallorca festgenommen, an der mehrere mutmaßliche Komplizen beteiligt waren. Dort lebte er, wie fast alle seine Mitverdächtigen, „ein Leben im Luxus“, teilte die Polizei mit. So lebte Hanebuth beispielsweise auf einer Finca in Lloret de Vistalegre im Inselinneren, deren Wert von den Behörden auf 2,5 Millionen Euro geschätzt wurde. Nach seiner Festnahme verbrachte er zwei Jahre in Spanien im Gefängnis. Im Sommer 2015 kam er gegen eine Kaution von 60.000 Euro bedingt frei. Erst 2017 durfte er Spanien endgültig verlassen, danach kehrte er nach Deutschland zurück. Hanebuth hat die Vorwürfe bisher bestritten. Bei einem Schuldspruch drohen ihm mehrere Jahre Haft.
Neben Hanebuth stehen 46 weitere Angeklagte vor Gericht
Neben Hanebuth sitzen 46 weitere mutmaßliche ehemalige Mitglieder und Weggefährten des Rockerclubs – darunter viele Deutsche – für zehn Verhandlungstage bis zum 10. Februar auf der Anklagebank. Unter den Angeklagten befinden sich jedoch Bürger Spaniens, der Türkei und Luxemburgs.
Sicherheitshalber: Der Prozess wird in einen separaten Raum verlegt
Der Prozess findet unter hohen Sicherheitsmaßnahmen statt. Da der Zugang zum Gerichtssaal eingeschränkt ist, befinden sich keine Journalisten im Gerichtssaal. Zur Berichterstattung wird das Verfahren live auf Leinwände in einem separaten Nebenraum übertragen.
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