
Die Art und Weise, wie Hemden und Hosen, Blusen, Jacken und andere Kleidungsstücke hergestellt werden, ist im Allgemeinen nicht sehr nachhaltig. Menschen werden in der Produktion ausgebeutet. Natur und Umwelt oft vergiftet. In Würzburg gibt es seit dem 4. Oktober mit dem sogenannten Haus der Zukunft einen deutschlandweit einzigartigen Store, der nur nachweislich nachhaltig produzierte Kleidung anbietet. Das Sortiment umfasst auch nachhaltige Haushaltsprodukte und Lebensmittel. Im Einzelhandel oder online werden Sie so etwas nicht finden, obwohl es natürlich andere brauchbare Produkte gibt, die woanders gekauft werden können.
Der Zeitmangel, als Hauptproblem der meisten Mitarbeiter, verhindert meist, dass nur das wirklich absolut menschen- und ökologisch produzierte in den Einkaufskorb wandert. Nachhaltigkeit umfasst einfach zu viele Aspekte. Sie alle anzufassen, überfordert Normalverbraucher.
Volle zwei Jahre beschäftigte sich das Team des Zukunftshauses mit der Frage, ob bei der Herstellung bestimmter angebotener Waren konsequent biologische Rohstoffe verwendet werden. Und wie genau werden die Produkte verarbeitet? Wurde zum Beispiel grüne Energie verwendet? Welche sozialen Kriterien wurden erfüllt?
Um diese mühselige und anstrengende Arbeit in der Messe zu verrichten, muss man voller Idealismus sein. Das Team besteht eigentlich aus Idealisten. Die Kunden hingegen sind keineswegs nur eingefleischte Öko-Freaks, sondern meist ganz normale Menschen, die es aus purer Neugier in den Laden in der Augustinerstraße in Würzburg zieht. „Manche sind schon zum zweiten, dritten oder sogar vierten Mal bei uns, aber die meisten betreten noch immer zum ersten Mal unseren Laden“, sagt Matthias Pieper, der sehr dankbar ist, dass es diesen Laden jetzt in Würzburg gibt.
Darüber hinaus bieten sie Produkte an, die alle ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen. Der Warenverkauf, der nach Recherchen des Teams die nachhaltigste Alternative auf dem Markt darstellt, wird durch eine kleine Reparaturabteilung, einen Mietwagen und eine Wechselstube ergänzt.
„Alle finden es toll, dass man Dinge wie Küchengeräte oder Werkzeuge bei uns ausleihen kann, egal woher sie kommen“, sagt Pieper. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie komplett „öko“ sind. Oder nicht.
Die Leute sollten über Ausgaben nachdenken
Es ist an der Tagesordnung, dass Menschen Dinge kaufen, die sie nur einmal im Jahr benutzen, und sie den Rest der Zeit hinten im Schrank oder im Keller vergraben. Das Haus der Zukunft lässt viele Menschen auf die Idee kommen, dass sie sich dringend das Notwendige leihen könnten, aber vielleicht nur dieses eine Mal, für nur ein paar Euro.
Matthias Pieper freut sich sehr, dass das Leihangebot so gut angenommen wird. Letztendlich ist es das Ziel des zukünftigen Hausteams, die Leute dazu zu bringen, über ihre Ausgaben nachzudenken. Insgesamt verlief das letzte Quartal 2022 für den Neuhandel sehr gut. Laut Matija Piper waren im Dezember fast immer mindestens zehn, oft 20 Kunden gleichzeitig im Geschäft.
Nachhaltig produzierte Rucksäcke erweisen sich bisher als Renner. Auch das Bekleidungssortiment wird laut dem gelernten Defektologen problemlos akzeptiert. Mit Holger Schadt arbeitet der Modedesigner aus Großostheim in Unterfranken mit dem Team zusammen. „Go Green Fashion“ heißt sein Textilunternehmen, das unter anderem Jeans, Jacken und Hemden anbietet.
Dass es im Shop, also in der Wechselstube, etwas umsonst gibt, ist für viele Kunden absolut ungewohnt. Für das Betriebsteam haben sowohl die Austauschabteilung als auch das Mietgeschäft sowie das Reparaturangebot eine besondere Funktion. „So kommen die Leute ins Gespräch über uns, erzählen sich gegenseitig, was hier besonders ist“, sagt Matthias Piper. Aus rein wirtschaftlicher Sicht seien die drei Säulen neben dem Verkauf durchaus problematisch: „Klar ist, dass wir den Laden damit nicht finanzieren können.“ Insgesamt müssten rund 17.000 Euro für Miete, Nebenkosten und mehr aufgebracht werden Mitarbeiterkosten. jeden Monat.
Matthias Pieper macht keinen Hehl daraus, dass die Frage der langfristigen finanziellen Nachhaltigkeit eines der Hauptanliegen bei der Gründung des Zukunftshauses war. Schließlich befindet sich der Store in bester Lage nur wenige Gehminuten vom Würzburger Rathaus entfernt. Die Hoffnung ist groß, dass das Projekt trotz der aktuellen Krise nach insgesamt drei Jahren Vorbereitung erfolgreich sein wird. „Wir haben unser Konzept extern überprüfen lassen“, sagt Matthias Pieper. Anfangs rechnete der Betreiber der Genossenschaft Zukunftshaus eG mit einem Minus. Spätestens ab dem dritten Jahr sollte jedoch ein Gewinn realisiert werden.
Alles begann mit einem Vortrag über das Erwachsenwerden
Was brachte Matthias Piper dazu, für eine Idee zu kämpfen, die es in dieser Form nirgendwo anders gab? Nach einem unter die Haut gehenden Vortrag des Ökonomen Niko Paech sagt der dreifache Familienvater, dass er 2017 angefangen habe, sich mit dem Erwachsenwerden auseinanderzusetzen: „Früher hat mich das nicht so interessiert.“ Fairer Handel sei sein vorrangiger Fokus gewesen: „Ich dachte, wir könnten damit die Welt retten.”
Niko Paech hat die Augen dafür geöffnet, dass fairer Handel allein nicht ausreicht, um das Ruder herumzureißen. Nach seiner heutigen Überzeugung muss der Kampf gegen den entarteten Konsum im Mittelpunkt aller Engagements stehen. Die Welt wird durch das obsessive Streben der Menschen nach Geld zerstört. Andere Menschen für Geld auszubeuten.
Denken Sie an die vielen Frauen, die in Bangladesch unter menschenunwürdigsten Bedingungen Kleider herstellen müssen. Ressourcen werden massiv um des Geldes willen verschwendet. Die Umwelt ist vergiftet. Es geht nicht mehr darum, was wir eigentlich für ein gutes Leben brauchen. Es geht darum, wie das, was für Geld geschaffen wird, mit den psychologischen Tricks der Werbeindustrie bestmöglich verkauft werden kann. Diese Mechanismen will das künftige Heimteam durchbrechen.
Und das Haus der Zukunft muss verkauft werden
Es ist nicht gut, an den Konsum gebunden zu sein. Daraus Selbstbestätigung und Selbstzufriedenheit ableiten. Es ist viel schöner und glücklicher, Dinge zu teilen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Das, so Matthias Pieper, sei im neuen Shop sichtbar. Da freut man sich, dass das Thema Reparatur so offensiv behandelt wird.
Vieles reparieren wir nicht selbst: „Wir bekommen nur kleine Elektrogeräte, höchstens bis zu vier am Tag.“ Mehr könne das Reparaturteam, das aus drei Freiwilligen besteht, nicht. Aber wer mit einem Anliegen in den Laden kommt, bekommt Tipps, wo man in Würzburg etwas reparieren lassen kann. Was in der Praxis zu sehen ist, ist die Lernbereitschaft der Menschen in Sachen Nachhaltigkeit, wenn ihnen konkret aufgezeigt wird, wie ein nachhaltiges Leben aussehen könnte.
Einige, die sich schon länger mit diesem Thema beschäftigen und sich inzwischen intensiv damit beschäftigt haben, sehen manche Handelskonzepte kritisch. „In unserer Feedback-Box gab es bereits Hinweise, dass wir enttäuscht sind, dass der Verkauf so im Vordergrund steht“, berichtet Pieper. Leider wurde hier nicht verstanden, dass das zukünftige Haus finanziert werden muss. (Segne Christus)