
MG5 Kombi und Suzuki Swift Sport
Preis- und Leistungsschlager
Von Patrick Broich
24.10.2022, 18:45
Es gibt viele Außenseiter, die unerwartete Qualitäten bieten. Deshalb hat sich ntv.de bei den weniger bekannten Marken MG, Mitsubishi, SsangYong und Suzuki umgesehen und einige verlockende Angebote für Sie getestet. Für den Anfang: MG5 Estate und Suzuki Swift Sport.
Zugegeben, MG hat schon bessere Tage gesehen. Vielleicht nicht wirtschaftlich, aber emotional. Wer schon lange auf diesem Planeten ist oder sich mit Automobilgeschichte auskennt, muss breit schmunzeln, wenn er an begehrte Stücke wie den MG Midget oder den B denkt. Besonders legendär sind die Roadster der Marke. Und heute? MG ist keineswegs gefallen, auch wenn Pessimisten es seit 50 Jahren vorhersagen.

Das MG5 arbeitet funktional und komfortabel.
(Foto: MG)
Auch mehrere Jahre nach der SAIC-Übernahme im Jahr 2005 produzierte MG noch im Werk Longbridge (Birmingham). Vor nicht allzu langer Zeit stand auf Transparenten am Flughafen Birmingham „Birmingham, Home of the MG“. Leider sind diese Zeiten vorbei, und auf dem Gelände von Longbridge werden derzeit 700 Wohnungen gebaut. Auf der anderen Seite erobert MG langsam Kontinentaleuropa, während Produkte im Königreich kontinuierlich verkauft werden.
MG5 heißt ein sehr schickes, praktisches Gefährt mit Frontantrieb und macht mit seinem Grundpreis von mindestens 31.920 Euro (ohne Finanzierung) und knapp 1.400 Liter Gepäckraum ein echtes Argument – ein Kombi made in China. hat allerdings nichts mit dem alten MG zu tun. Die 61-kWh-Variante kostet 3.000 Euro mehr. Der Preis ist zwar absolut gesehen nicht gerade günstig, aber dennoch unschlagbar.
Zunächst einmal gibt es überhaupt keine Konkurrenz (derzeit nur der Kombi). Und zweitens, wenn man sich die anderen Elektro-Vertreter aus dem Kompaktsegment anschaut, sieht man, dass noch einige Tausend mehr auf sie warten. Da kommen selbst Billigangebote wie der Nissan Leaf (33.400 Euro) nicht heran. Und dann ist der MG auch mit Navigation, Parkhupe, schlüssellosem Schließsystem, Sitzheizung und adaptivem Tempomat bestens ausgestattet. Noch teurer sind hippe Produkte – ein möglicher Cupra Born startet bei 39.370 Euro.
An den Materialien für den MG5 muss der Hersteller noch arbeiten

Viel Displayfläche im MG5 begeistert Infotainment-Fans.
(Foto: MG)
Probieren wir es jetzt mal aus, MG5: Wenn wir loslegen, wird schnell klar – die Innenausstattung ist ordentlich gemacht, aber der MG hat noch mit dem Plastikgeruch zu kämpfen. Mit dem neuen MG4 ist es wohl schon längst passiert, was an sich schon eine optische Ansage ist. Aber mit dem MG5 kann man leben, zumal er geräumig und komfortabel gefedert ist. Interessant ist, dass die hier besprochene Variante mit größerem Akku (61 kWh) weniger Leistung (156 PS) liefert als die Basisvariante mit 50 kWh (177 PS).
Allerdings beschleunigt auch der schwächere MG5 aus dem Stand so giftig, dass die Reifen den Schwung nicht vollständig übertragen. Und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei stolzen 185 km/h – das ist für die Fahrzeugklasse im Bereich der batterieelektrischen Fahrzeuge ziemlich viel, wenn man die aktuelle „Kultur“ des Downsizing berücksichtigt.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Ladekapazität. Aber MG ist hier ehrlich und verspricht nichts, was die Ingenieure am Ende nicht halten können. 83 Kilowatt sind natürlich leise, aber in der Realität lässt die Leistung in dieser Ecke nach und wird meist bis 60 Prozent Ladung oder auch mal darüber gehalten. Ist der Akku allerdings etwas kühler, muss man sich mit rund 40 bis 50 kW begnügen. Das MG5 ist kein Ladegerät, und die realistische Reichweite ist auch nicht groß, normalerweise weniger als 300 Kilometer (dauert 40 Minuten an einer CCS-Ladestation). Berücksichtigt man diesen Umstand aber vorher, kann man sich mit dem Exotischen zufrieden geben. Auch lange Strecken können problemlos abgerollt werden. Immerhin ist das Schnellladenetz hierzulande mittlerweile recht dicht. Eine Probefahrt-Empfehlung bekommt der MG5 also auf jeden Fall!
Der Suzuki Swift Sport sieht gut aus in Champion Yellow

Der verwegene Viertürer ist nicht nur sportlich, sondern auch praktisch.
(Foto: Suzuki)
Emotionaler geht es beim zweiten Underdog-Modell zu – auch bei Suzuki! Denn neben rein funktionaler Mobilität haben die Japaner auch Swift Sport im Programm. Und das zu einem wirklich attraktiven Preis von 24.350 Euro. Und da der kleine Flitzer mit seinem sehnigen 129-PS-Motor auch optisch auffallen will, griffen die PR-Kollegen vorsorglich zu Champion Yellow.
Bevor wir jedoch beginnen, ein kleiner Exkurs in die Swift-Geschichte: Denn obwohl die heutigen Topmodelle witzige Autos sind, hat Suzuki sie leistungsmäßig nicht komplett angepasst. Der heutige „Sport“ kann keineswegs als legitimer Nachfolger des GTI-Modells der 1980er-Jahre angesehen werden. Mit 101 PS lagen sie auf Augenhöhe mit dem 112 oder 115 PS starken Volkswagen Golf GTI (oder dem 113 PS starken Polo G40) der damaligen Zeit. Nun gut, heute kommt der sportliche Golf auf 245 PS, der Polo immerhin auf 207 – aber eben auch auf 39.310 bzw. 32.025 Euro (Polo).
Da ist der Swift Sport eine viel günstigere Option. Es macht immer noch Spaß zu fahren, auch wenn das Technikteam die Hybridversion von 140 auf 129 PS abgesenkt hat.
„Sport“ ist cool, aber kein echter Sportler

Milde Motorleistung – aber der Swift ist definitiv ein Hingucker.
(Foto: Suzuki)
OK, aber jetzt starten Sie den Motor und probieren Sie es aus. Ein kurzer Check des Schalthebels – er liegt gut in der Hand und lässt sich scharf durch die Straßen führen. Was den Benzinmotor betrifft, so will er auf jeden Fall richtig hochdrehen, wenn er hart nach vorne gehen will. Der kleine Startergenerator kurbelt auf den ersten Metern etwas an, nicht aber bei dynamischer Fahrweise über 4500 Runden. Natürlich ist „Sport“ kein richtiger Sportler – als Anhaltspunkt dient der werksseitig angegebene Beschleunigungswert. Suzuki gibt dem Top-Kleinwagen 9,1 Sekunden auf 100 km/h. Es ist keine Welt, aber natürlich nicht ganz phlegmatisch. Der mit 1,1 Tonnen relativ leichte Fronttriebler macht auf jeden Fall gute Laune bei der Kurvenjagd auf einsamen Landstraßen. Und ohne die Passagiere zu sehr zu erschüttern.
Dementsprechend kann der Swift auch lange Strecken zurücklegen, zumal die schmalen Sportsitze mit ausgeprägtem Seitenhalt keineswegs unbequem sind und sogar vor Ermüdung schützen. Auch bei der Ausstattung geht Suzuki keine Kompromisse ein.

Das abgeflachte Swift Sport-Lenkrad verströmt sportliche Vibes.
(Foto: Suzuki)
Swift Sport-Nutzer können sich auf Features wie Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, schlüssellosen Zugang und Tempomat mit adaptiver Regelung freuen. Sicherheitsfeatures wie Aktivlenkung, Rückfahrkamera, Spurhalteassistent und Toter-Winkel-Warner sind ebenfalls mit von der Partie.
Infotainment-Enthusiasten erhalten ein Navigationssystem und eine Smartphone-Integration. Und Fans klassischer Instrumentierung (von denen es viele gibt) werden die beiden tiefen analogen Skalen zu schätzen wissen – eine wirklich erfrischende Alternative. Es hat immer noch genug Bildschirmfläche bei einer guten Auflösung. Nicht nur deshalb ist der Suzuki Swift Sport abseits des Mainstreams eine sehr empfehlenswerte Wahl. Am besten auch in Champion Yellow.