
Verfahren gegen die „letzte Generation“ sind umfangreicher als bisher bekannt
Angriff auf selbsternannte Klimaaktivisten in sechs Bundesländern
Mit Durchsuchungen in mindestens sechs Bundesländern sind Polizei und Staatsanwaltschaft gegen Klimaprotestierende der Gruppe „Letzte Generation“ vorgegangen. Betroffen sind weitere Wohnungen und Zimmer in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.
An mehreren Orten in Deutschland durchsuchen Polizisten die Wohnungen von Klimaaktivisten. Es wird behauptet, dass sie eine kriminelle Vereinigung gebildet haben. Der Konzern habe eine „klare Rollenverteilung und durchgängige Struktur“.
EINAm Dienstagmorgen durchsuchten Polizisten elf Häuser der regionalen Protestgruppe „Last Generation“. Die Ermittler beschlagnahmten Laptops, Handys, Briefe und Plakate. Dieser Angriff wurde gegen zehn Verdächtige durchgeführt. An seiner Adresse wurde nur ein Verdächtiger gefunden.
Die Ermittlungen führt die Staatsanwaltschaft Neuruppin.
Wie WELT aus Sicherheitskreisen erfuhr, haben sie es auf insgesamt 34 Verdächtige in acht Bundesländern abgesehen. Dem Beschuldigten müssen umfassende Kenntnisse der Staatssicherheit zur Verfügung stehen.
Staatsanwalt Cyril Clement sagte am Dienstag, der Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Neuruppin werde bundesweit umgesetzt. Gesucht wurden laut Last Generation Wohnungen in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und laut WELT in Brandenburg.
Die Ermittlungen begannen mit Vandalismus der „letzten Generation“ an einer Pipeline in Schwedt. Dort hatten Aktivisten seit dem Frühjahr mehrfach versucht, den Ölfluss abzuschneiden. Die geschädigte PCK-Raffinerie sagte, sie habe Aktivisten im Oktober Gespräche angeboten. Weitere Proteste an einer Pumpstation führten jedoch dazu, dass die Verhandlungen ergebnislos abbrachen.
Der Anspruch auf Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung erhebt sich laut Oberstaatsanwalt Clement auch nach § 129 StGB. Der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung kann entstehen, wenn der Beschuldigte wiederholt eine Straftat inszeniert.
Am Mittwoch teilte die Staatsanwaltschaft mit, es gebe Hinweise auf langfristige Aktivitäten der Gruppe. Der Gruppenansatz zeichnet sich durch klare Rollenverteilung und durchgängige Struktur aus. Es bestehe daher der Zweifel, dass der Vereinszweck „mindestens ausreiche, um Straftaten von ausreichendem Gewicht zu begehen“.
Untersuchungen zeigen einen Richtungswechsel der Behörden im Umgang mit Aktivisten. Kürzlich kam die Generalstaatsanwaltschaft Berlin zu dem Schluss, dass es sich bei „Last Generation“ nicht um eine kriminelle Vereinigung handelt. Kurz darauf beschlossen die Innenminister der Länder, ein nationales Lagebild zu den Protestaktionen der Gruppe zu erstellen.
Kritik an Neubauer
§ 129 StGB ist in Deutschland nicht unumstritten. Kritiker sprechen von der „Paragrafenablehnung“. Wenn die Behörden der Bildung einer kriminellen Vereinigung nachgehen, eröffnet dies unter Umständen vielfältige Möglichkeiten. Forscher können dann Telefone abhören, Abhörräume sehen und Menschen beobachten. Bundesweit führen jedoch nur etwa fünf Prozent aller Section-129-Ermittlungen zu einer Anklage.
Aimee Van Baalen, Sprecherin von „The Last Generation“, Gesagt über SuchenAlles nur, weil die Bundesregierung gegen unsere Verfassung verstößt und sich trotzdem nicht an das Pariser Klimaabkommen hält und diese Leute deswegen auf die Straße gehen. Wenn dieses Prinzip kriminalisiert wird, bedroht es die Grundlagen der Demokratie.“
Louisa Neubauer, eine der bekanntesten Klimaaktivistinnen Deutschlands, bezeichnete die Durchsuchungen als „grob unverhältnismäßig“ und eine „absurde Aktion“.
Die Ermittlungen richten sich unter anderem gegen Carla Hinrichs, die Sprecherin von „The Last Generation“. „Es ist beängstigend, wenn die Polizei durch deinen Schrank geht“, schrieb Hinrichs auf Twitter. Aber denkst du ernsthaft, wir hören jetzt auf?”
Heinrich an einer Straßensperre in Berlin
Quelle: Getty Images/Sean Gallup
Aktivisten der “Last Generation” haben seit dem Frühjahr mehrfach die Ölversorgung der Raffinerie PCK Schwedt an den Pumpwerken Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg unterbrochen. In einigen Fällen war es nur ein Versuch. Dafür hatten die Aktivisten die Pumpstationen infiltriert. Die PCK Schwedt ist mit 1.200 Arbeitsplätzen die wichtigste Raffinerie zur Betankung von Tankstellen in Ostdeutschland.
Die Multifunktionswohnungen wurden bereits im November im Auftrag der Staatsanwaltschaft Dresden durchsucht. Sie werden der Sachbeschädigung verdächtigt. Ihnen wird vorgeworfen, sich im August an den Rahmen der Sixtinischen Madonna in Dresden geklebt zu haben. Der finanzielle Schaden betrug 4000 Euro.