Kernfusion: Forschungserfolg heizt Debatte auch in Deutschland an

Aktualisiert am 24.12.2022 um 4:00 Uhr

  • Der Forschungserfolg aus den USA hat Diskussionen über zukünftige Stromversorgungen entfacht.
  • Kann Kernfusion saubere und sichere Energie für die Menschheit liefern?
  • Während Union und FDP die Forschung stärken wollen, warnen SPD und Grüne vor falschen Hoffnungen.

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Die Menschen bringen Sonnenenergie auf die Erde und erzeugen viel saubere und sichere Energie. Blickt es in die wirkliche Zukunft oder greift es nach den Sternen? Jedenfalls hat der Forschungserfolg des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien eine weltweite Debatte über die Kernfusion entfacht.

US-Energieministerin Jennifer Granholm war jedenfalls überglücklich, als sie Mitte Dezember den „Erfolg“ verkündete: Technik könnte eines Tages so viel Energie liefern. Auch in Deutschland wird auf diesem Gebiet geforscht. Aber in der Kommunalpolitik ist der Chor gespalten.

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Das steckt hinter der Kernfusion

Kernspaltung ist das Gegenteil von Kernexplosion, die auf Atomenergie basiert. Bei der Kernfusion werden die Kerne von Wasserstoffatomen verschmolzen. Dadurch wird Energie freigesetzt.

Allerdings wird viel Energie benötigt, um diesen Prozess zu starten. In den USA kommt dafür die größte Laseranlage der Welt zum Einsatz. Experimentelle Ergebnisse: Erstens wird bei der Kernfusion mehr Energie freigesetzt als verbraucht.


Laserinitiierte Kernfusion

© dpa infographic GmbH

Solarenergie basiert auch auf Kernfusion. Bei Sonneneruptionen bilden aufgeblasene Wasserstoffkerne Helium. Manche Experten sehen in der Kernfusion eine Energiequelle der Zukunft. Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik hat zum Beispiel berechnet, dass die Beimischung von einem Gramm Wasserstoff zu Helium so viel Energie erzeugen könnte wie die Verbrennung von elf Tonnen Kohle. Auch diese Form der Energiegewinnung gilt als sicher und sauber.

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger: „Ehrgeiz darf nicht zu klein sein“

Bettina Stark-Watzinger (FDP) Die Bundesministerin für Bildung und Forschung begrüßt die erfolgreiche US-Erfahrung. Die Forscherin habe “die Sonne auf die Erde gebracht”, sagte sie im ZDF-“Heute Journal”. Die Kernfusion bietet eine neue Möglichkeit der Energieversorgung – „zuverlässig und klimaneutral“.

So will Stark-Watzinger eine „große Summe“ in die gemeinsame Forschung mit europäischen Partnern investieren. In Frankreich wird bereits der Fusionsreaktor ITER gebaut. Derzeit wird in Greifswald, Darmstadt und München an verschiedenen Methoden der Kernfusion geforscht. „Der Ehrgeiz sollte nicht zu klein sein“, sagt Stark-Watzinger.


Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bei einem Besuch der Forschungsanlage “Wendelstein 7-x” in Greifswald.

© dpa / Stefan Sauer

Kernfusion erzeugt auch Strahlung.

Aber auch aus Wissenschaft und Politik ist Skepsis zu hören. Der Plasmaphysiker Hartmut Zohm hält die Vorstellung, die Atomstromerzeugung sei “völlig ungefährlich und kostenlos”, für falsch: Beim verwendeten “schweren” Wasserstoff Tritium handelt es sich um eine radioaktive Variante des Wasserstoffs. Zohm erklärte in einem Interview mit der „taz“, dass auch die Wände des Fusionsreaktors radioaktiv werden. Die Strahlung ist jedoch geringer als die Kernspaltung: Es dauert “einige Jahrzehnte”, bis ein Wandelement die Strahlung stoppt.

Der Weg vom erfolgreichen Experiment zum Energieträger ist noch weit. Es werden eine Vielzahl von Hochleistungslasern und Treibstoffen benötigt – und es gibt auch viele, die sich mit dem Thema auskennen. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Bezahlinhalt) greift die Kernfusion nach wie vor zu den Sternen: „Ihre Nutzung zur Energiegewinnung bleibt eine Vision, deren Möglichkeiten und Kosten wir erst in einigen Jahrzehnten kennen werden.“ .

Zudem gilt der Energieertrag noch immer als gering: Wie bereits erwähnt, erzeugt die Kernfusion in den USA mehr Energie als verbraucht wird. Allerdings wurde die Energiemenge, die in den Laser geflossen ist, nicht berücksichtigt.

Nina Scheer (SPD): „Kernfusion ist keine zukunftsfähige Technologie zur Energiegewinnung“

Die Bundesregierung hat zur Kernfusion noch keine einheitliche Haltung eingenommen, weil SPD und Grüne die Freude der FDP nicht teilen. Nina Scheer, klima- und energiepolitische Sprecherin des SPD-Bundestags, sagte: „Die Kernfusion ist seit Jahrzehnten ein Multi-Milliarden-Dollar-Projekt, das durch erneuerbare Energien längst überwunden ist. Wiederverwendung verbunden.“

Scheer sagt, man müsse hier die Energie der Sonne nutzen, anstatt „technisch teuer zu bauen und eine ungewisse Zukunft zu haben“. „Fusion ist immer noch keine zukunftsfähige Energieerzeugungstechnologie – im Gegensatz zu erneuerbaren Energietechnologien, die bereits die billigste und schnellste Form der Energieerzeugung sind. Der Fortschritt der Forschung sollte nicht mit dem Entschluss verwechselt werden, diese Energie zu erzeugen.“

Auch die Grünen lehnen es ab, sie wollen auch andere Schwerpunkte setzen. Bernhard Herrmann, Bundestagsabgeordneter und Energieexperte, sagte: „Die Kernfusion kann nicht zur erwarteten künftigen Stromversorgung beitragen.

Doch um die Erderwärmung auf das 1,5-Grad-Ziel zu setzen, müsse man den CO2-Ausstoß schnell reduzieren: „Dafür sind Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien zentral.“ Erneuerbare Energien liefern laut Herrmann in diesem Jahr fast die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland.

Jens Spahn (CDU): Bund soll Forschung mit លាន 200 Millionen finanzieren

Unterdessen kündigte Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger im ZDF das ehrgeizige Ziel an, den ersten Atomreaktor in zehn Jahren zur Stromerzeugung zu nutzen. Experten glauben, dass dies nicht möglich ist. Plasmaphysiker Zohm sagte in der “taz”, dass dies frühestens 20 bis 30 Jahre dauern könne.

Neben der FDP fördert auch die oppositionelle CDU/CSU gerne die Forschung in diesem Bereich. Union setzt auf technologischen Fortschritt, sagt Vizepräsident Jens Spahn. „Wann und wann die Kernfusion genutzt werden kann, ist eine offene Frage. Aber der amerikanische Erfolg zeigt, dass es eine klimaneutrale Lösung für unsere Energieversorgung sein könnte“, sagte Spahn.

Das soll Ansporn sein, weiter daran zu forschen: „Die Bundesregierung soll den Ausbau der Kernfusion in Deutschland mit 200 Millionen Euro unterstützen. In Darmstadt und München gibt es einen guten Ansatz.“ Den Ausbau der Regeneration ersetze das nicht – Spahn stimmt zu, “aber die richtige Mischung macht’s.”

Verwendete Quellen:

  • Statement von Nina Scheer, Jens Spahn und Bernhard Herrmann
  • FAZ.net: Kernfusion für Kraftwerke – ein Fragezeichen
  • Max-Planck-Institut für Plasmaphysik: Was ist Kernvermischung?
  • taz.de: Experten für Kernfusion – „Fusion kann Erneuerbare Energien ergänzen“
  • ZDF.de: „Ja, heute ist ein historischer Tag“
Symbol für Kernfusion

Kernfusion könnte die Lösung sein, um den wachsenden Energiebedarf der Welt zu decken. Zwei Atomkerne werden zu einem neuen Kern zusammengefügt und die freigesetzte Energie kann zur Stromerzeugung genutzt werden.

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