
“gegenseitige Feindseligkeit”
Der Kreml strich Biden von der Liste der Neujahrsgrüße
26. Dezember 2022 um 18:30 Uhr
Während der ukrainische Präsident Indien zu einem Friedensvermittler machen will, setzt Kreml-Präsident Putin weiterhin auf den chinesischen Führer. Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington sind inzwischen so eingefroren, dass der Kreml Joe Biden von der Neujahrsgrußliste gestrichen hat.
Kreml-Präsident Wladimir Putin hat US-Präsident Joe Biden von seiner Neujahrs-Wunschliste gestrichen. Putins Sprecher Dmitri Peskow wurde von der russischen Nachrichtenagentur Interfax mit den Worten zitiert: „Wir befinden uns derzeit in einer solchen gegenseitigen Feindseligkeit, dass es sicherlich keine Glückwünsche geben wird.“ Ob weitere von Russland wegen Sanktionen als unfreundlich oder feindselig eingestufte Staats- und Regierungschefs auf Moskaus Neujahrsgrüße warten sollen, sagte Peskow laut Interfax nicht.
Allerdings will der russische Präsident laut Kreml bis Ende des Jahres mit dem chinesischen Präsidenten und Parteichef Xi Jinping sprechen. Tatsächlich werde ein solcher Aufruf vorbereitet, bestätigte Pesco. Über das Format der Gespräche – ein Telefonat oder ein persönliches Treffen – wollte der 55-Jährige noch nichts verraten. Trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gelten die Beziehungen zwischen den beiden Ländern als gut. Anders als bei den Gesprächen mit Xi sucht der Kreml nach eigenen Angaben keinen Kontakt zum Westen. Peskow bestritt, in den nächsten Tagen ein Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron geplant zu haben.
Xi Jinping und Putin trafen sich zuletzt im September am Rande des Gipfeltreffens der Shanghai Cooperation Organization in Samarkand, Usbekistan. Vergangene Woche empfing der chinesische Regierungschef Dmitri Medwedew, Putins Vorgänger, in Peking. China hat sich offiziell für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Krieges ausgesprochen, ihn aber weder verurteilt noch sich den westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen.
Selensky will Indien mit “Friedensformel” anlocken.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft derweil auf Indiens Hilfe bei der Umsetzung seiner sogenannten Friedensformel. Er dankte auch Indiens humanitärer Hilfe und Unterstützung bei den Vereinten Nationen, schrieb Selenskyj nach einem Telefonat mit dem indischen Premierminister Narendra Modi auf Twitter. Selensky will in einem Friedenstreffen seine Friedensformel für die Nachkriegsordnung definieren. Als Voraussetzung fordert Kiew jedoch den vollständigen Rückzug der russischen Streitkräfte aus dem Territorium der Ukraine.
Indien, das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt, hat aufgrund seiner engen Beziehungen zum Westen und zu Russland eine neutrale Haltung gegenüber dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine eingenommen. Dieses Land unterstützt auch keine westlichen Sanktionen und unterstützt oft die Lösung des Konflikts durch Dialog. In letzter Zeit hat Indien relativ billigeres Öl aus Russland gekauft. Auch bei militärischer Ausrüstung und Ersatzteilen ist Neu-Delhi stark von Moskau abhängig.
Auch die indische Präsidentschaft in der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) wurde bei diesem Aufruf diskutiert. Die Sorge um die Ernährungs- und Energiesicherheit der Entwicklungsländer anzugehen, sei eine Priorität für sein Land, sagte Modis Büro.