
Während der Pandemie erlebten die Lieferdienste echte Turbulenzen. In letzter Zeit war das Geschäft jedoch zäh. Flink glänzt jetzt mit Gewinnaussichten.

Es war eines der großen Rennen des vergangenen Jahres: Wer wird der erfolgreichste Lebensmittellieferant – Gorilla oder Flink? Spätestens in der zweiten Jahreshälfte zeichnete sich ab, dass die Gorillas alleine nicht weiterkommen würden. Nach langen Gerüchten kam die Übernahme des ehemaligen Primus durch den türkischen Zulieferer Getir – oft als Vorbild genannt von Gorillas-Gründer Kagan Sümer – für niemanden überraschend.
Der große Konkurrent Flink hat es offenbar geschafft, die Schlagzeilen über seinen Konkurrenten sinnvoll zu nutzen. Laut Financial Times erzielte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro. Das stimmt das Team um Mitgründer und CEO Oliver Merkel optimistisch und prognostiziert sogar einen Gewinn für das vierte Quartal 2023 – für das Deutschlandgeschäft, das etwa die Hälfte des Umsatzes des Lieferdienstes erwirtschaftet. Ein Jahr später sollte das ganze Geschäft profitabel sein. Flink hat seine Sparmaßnahmen bereits im September angekündigt.
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Der pinkfarbene Lieferdienst musste kürzlich einen Rückschlag hinnehmen: Die österreichische Filiale des Lieferdienstes meldete Insolvenz an. Das Verfahren vor dem Handelsgericht Wien hat Mitte Dezember begonnen. Im Inland war Flink in den Städten Wien, Graz und Innsbruck aktiv. Der Lieferdienst gründete im September 2021 eine Filiale, einen Monat später nahm er den Betrieb auf. Die Betriebsstätte in Österreich sollte mit finanzieller Unterstützung der deutschen Muttergesellschaft errichtet werden. Laut einem Flink-Sprecher war es nicht möglich, das Geschäft auf absehbare Zeit profitabel zu machen. Deshalb wurde die Reißleine gezogen. An zwölf Standorten in drei Städten waren zuletzt 163 Mitarbeiter beschäftigt, fast ausschließlich Fahrer und Lageristen. Am Ende stand ein zweistelliger Millionenverlust.
Auf dem Weg zur Profitabilität?
In anderen Märkten lief es besser. Ohne Verwaltungskosten in der Zentrale gerechnet seien bereits rund ein Fünftel der Flink-Hubs, also Zustellorte, profitabel, so Merkel weiter. Allerdings rechnet der CEO von Flink auch in den kommenden Monaten mit einem langsameren Wachstum. 2022 hat Flink den Umsatz von rund 80 Millionen Euro im Vorjahr verfünffacht. Solche Erhöhungen werden auch nicht mehr realistisch sein, da Merkel mit dem Geld der Investoren sparsamer umgehen und weniger für eine schnelle Expansion ausgeben will.
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Bisher sind 700 Millionen Euro in das 2020 gegründete Flink geflossen. Zum Vergleich: Konkurrent Gorillas sammelte insgesamt 1,3 Milliarden Euro bei Investoren ein – am Ende blieb kaum noch Kapital übrig. Die aktuelle Finanzlage deutet darauf hin, dass Flink auf zusätzliche VC-Millionen für weiteres Wachstum nicht verzichten kann. Allerdings sind Spender nicht mehr so großzügig wie in der Vergangenheit. Bis Ende nächsten Jahres sei Flink finanziell gut gerüstet, zitiert FT Mitgründerin Merkel. Darüber hinaus gibt es ein starkes Engagement von bestehenden Investoren.