
Die Fondsgesellschaft Fidelity International beabsichtigt, ihr Geschäft mit börsengehandelten Fonds (ETF) innerhalb ihrer bestehenden Säulen auszubauen. Stefan Kuhn, der seit April 2022 im Vermögensverwalter für den Vertrieb von ETFs in Europa verantwortlich war, sagt es professionell im Interview mit FONDS. Fidelity bietet Dividenden- und thematische ETFs auf der Grundlage intern entwickelter Indizes und basierend auf dem Research des Unternehmens sowie nachhaltige und festverzinsliche ETFs mit aktiver Aktienauswahl.
„Innerhalb dieser vier Säulen werden wir uns weiterentwickeln“, kündigt Kuhn an. “Wir haben uns kein festes Ziel für das verwaltete Vermögen gesetzt.” Die UCITS-ETF-Plattform hat derzeit ein Volumen von rund dreieinhalb Milliarden Dollar erreicht. „Fidelity hat sich zu einem relevanten Akteur auf dem ETF-Markt entwickelt“, schließt Kuhn, der zuvor das SPDR-ETF-Geschäft von State Street Global Advisors für Deutschland, Österreich und die Schweiz leitete.
„Das passt nicht zu unserer Philosophie“
„Als aktiver Manager war uns klar, dass traditionelle Tracking-Indizes nicht zu Fidelity passen“, erklärt Kuhn die Idee des Unternehmens, sich auf aktiv gemanagte ETFs und eigenentwickelte Indizes zu konzentrieren. “Eine reine Darstellung der Standardindizes MSCI, S&P Dow Jones und Co. entspricht nicht unserer Philosophie.” Hinzu kommt: „Der ETF-Markt ist mehr oder weniger als einfacher Index-Tracker verbreitet“, erklärt Kuhn. Bestenfalls kann man versuchen, sich über den Preis von der Konkurrenz abzuheben. „Hier kann man sich nicht nur mit gutem Service differenzieren“, ergänzt der ETF-Experte.
Wie sich das ETF-Geschäft anderer traditionsreicher Fondshäuser entwickelt hat, lesen Sie in der FONDS-profi Ausgabe 4/2022. Registrierte Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.
„Allerdings sehe ich Einschränkungen für aktive ETFs“, sagt Kuhn. „Im Gegensatz zu den USA, wo sie bereits sehr spezifische, aktive Strategien verfolgen, sehe ich das ETF-Vehikel in Europa immer noch als eine Rolle bei der Kartierung des breiteren Marktes.“ Die ETF-Hülle zeichnet sich durch „what you see is what you get“ aus. „Der Anleger erhält das Investment in den gesamten Markt und weiß, was ihn erwartet“, erklärt Kuhn. In Dividenden steckt jedoch großes Potenzial, insbesondere in thematischen Strategien. Weitere Wachstumschancen sieht Kuhn in nachhaltigen Strategien. Anleihen-ETFs haben auch „einen großen Bullenmarkt eröffnet, der nicht mehr so missverstanden wird“, fügt der Fidelity-Mann hinzu.
Vertrieb aus einer Hand
Beim Vertrieb unterscheidet das Unternehmen nicht zwischen ETFs oder aktiven Fonds. „Ob ein Mandat, ein aktiver Fonds oder ein ETF die beste Lösung für ein Problem bietet, ist für Fidelity nicht entscheidend“, erklärt Kuhn. „Wichtig ist, dass wir dem Kunden die passende Lösung anbieten können. Der große Vorteil ist, dass wir aus einer Hand verkaufen.“ Das Thema ETFs sei so wichtig, “dass wir unsere Vertriebsmannschaft in wichtigen Märkten verstärken werden”, kündigte Kuhn an. Im November 2022 stellte das Unternehmen Tim Breitbach als Leiter des ETF-Vertriebs für Deutschland, Österreich und die Schweiz ein. (Erde)