
In einem weiteren Kapitel geht der Autor der Frage nach, was der Ton der Natur ist. Das Rauschen der Blätter auf den Wipfeln der Bäume, das Knacken der Äste im Wind und schließlich die verschiedenen Sprachen der Tiere. Postma versteht, was eine Sprache überhaupt erst zu einer Sprache macht. Es besteht aus kleinen Bausteinen, es muss flexibel sein, es muss Grammatik haben. Und: Sprache muss nicht gesprochen werden, sondern kann getrillert, geschrien oder gebärdet werden. Die Sprache der Bienen, mit der sich Tiere durch Gerüche und Bewegungen verständigen, gilt als eine der ältesten Sprachen der Welt. In ihrem Bienentanz machen sie ihre Menschen auf neue Nektarquellen oder Gefahren aufmerksam. Diese Tänze zeigen nicht nur die Flugrichtung an, in der sich Nahrung oder potenzielle Gefahren befinden, sondern auch den Flugwinkel zur Sonne. Buckelwale hingegen kommunizieren durch kilometerweit hörbaren Gesang. Ein Lied kann bis zu einer dreiviertel Stunde dauern. Unterwassermikrofone nehmen mittlerweile ganze Audiobibliotheken auf. Die stimmliche und thematische Komplexität der Buckelwalgesänge ist sehr vielfältig, sie grunzen, stöhnen und pfeifen.
Postma entdeckt weitere Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier, etwa die Fähigkeit zur Empathie. Empathie in einer Gruppe schafft Harmonie, die den Einzelnen stärker macht. Ob Familie, Herde oder Herde – ohne Empathie füreinander funktioniert das Leben in einer Gemeinschaft nicht. Postma beschreibt, wie eine Elefantenherde an einem Ort, an dem ein Mitglied der Herde verloren gegangen war, oft tagelang wach blieb. Auch Monate später, wenn nur noch die Knochen des einstigen Gliedes übrig sind, kehren Dickhäuter zurück. Wenn Sie Zeilen wie diese lesen, fragen Sie sich vielleicht, ob es gut für uns Menschen wäre, auf einige tierische Eigenschaften zurückzugreifen.
Technisch hat der Mensch vieles von der Tierwelt abgeschaut. Ingenieure imitieren die aerodynamische Form von Schiffen, zum Beispiel Delfinen. Dies verringert den Wasserwiderstand. Enten haben eine Fettschicht in ihren Federn, die ihre Haut im Wasser trocken hält und beim Schwimmen für Auftrieb sorgt. Wir imprägnieren unsere Mäntel auch mit Paraffinwachs. Andererseits basieren moderne Roboter auf den Eigenschaften des Elefantenrüssels, der keine Gelenke hat und nur durch Muskelkraft funktioniert, was eine gewisse Flexibilität in der Nutzung ermöglicht.