Bertelsmanns Großzukauf endgültig geplatzt

DDer Deal hätte Bertelsmann auf dem Buchmarkt in ganz neue Dimensionen katapultieren können – doch ein Plan, den US-Verlag Simon & Schuster für 2,2 Milliarden Dollar zu kaufen, ist nun endgültig geplatzt. Zunächst erhielt der deutsche Medienkonzern vor drei Wochen vom Washington District Court die Rote Karte, die die Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen untersagte. Die Deutschen erklärten daraufhin, dass sie entschlossen seien, den Kampf fortzusetzen, und kündigten einen dringenden Appell an.

Doch nun hat die Download-Möglichkeit selbst dem Projekt ein Ende bereitet. Paramount, Eigentümer von Simon & Schuster, ließ die vereinbarte Verkaufsfrist von zwei Jahren trotz Forderungen von Bertelsmann ohne Verlängerung auslaufen. Das Unternehmen teilte am Montag mit, den Kaufvertrag gemäß den vereinbarten Konditionen zu kündigen.

Damit ist die Klage von Bertelsmann gegen die Kartellentscheidung de facto hinfällig und die Deutschen haben aufgegeben. In einer Erklärung sagten sie, sie wollten das zukünftige Wachstum der Sparte „ohne Simon & Schuster“ vorantreiben und würden keine Klage einreichen.

Der Bertelsmann-Konzern gilt als größter Buchverlag

Der familiengeführte Bertelsmann-Konzern ist mit seiner Tochter Penguin Random House bereits der größte Buchverlag der Welt. Er leitet eine Gruppe von fünf Verlagen, die in den USA als „Big Five“ bekannt sind, darunter Simon & Schuster. Mit der Übernahme konnte er seine Position deutlich stärken.

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CEO Thomas Rabe, der den Konzern seit zehn Jahren leitet, sieht die Sparte als eine seiner fünf strategischen Prioritäten. „Das Buchgeschäft ist seit 187 Jahren eine Identität für Bertelsmann. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, sagte er in einer Erklärung am Montag. Sein Plan für den Gütersloher Konzern sieht ein jährliches Wachstum von 5 bis 10 Prozent vor, sowohl organisch als auch durch Zukäufe. Dafür sollen über den sogenannten „Aufstockungsplan“ 5 bis 7 Milliarden Euro investiert werden. „Außerdem wird Penguin Random House über erhebliche Investitionsmittel verfügen“, betont Rabe.

Als die Übernahme vor zwei Jahren bekannt gegeben wurde, war der Bertelsmann-Chef optimistisch, das Projekt kartellrechtlich freigeben zu können. Aber etwas weniger als ein Jahr später reichte das Justizministerium eine Wettbewerbsklage ein. Er ging etwas unorthodox vor und verzichtete auf das traditionelle Kartellargument, dass eine Übernahme zu höheren Preisen für die Verbraucher führen würde.

Stattdessen sah die Behörde vor allem Buchautoren benachteiligt und sagte, sie würden nach der Fusion geringere Vorschüsse erhalten, weil Verlage nicht mehr um Buchrechte kämpfen müssten. Sie beschrieb das Szenario als Monopson, bei dem es einen dominanten Käufer gibt, im Gegensatz zu einem Monopol mit einem dominanten Verkäufer. Verbraucher würden indirekt geschädigt. Autoren schrieben wegen der geringeren Bezahlung nicht mehr so ​​viel, was die Auswahl an Büchern reduzierte.

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Der gescheiterte Übernahmeversuch hat Bertelsmann viel Geld gekostet

Kartellrechtliche Fälle im Zusammenhang mit Monopson waren relativ selten, sodass die Erfolgsaussichten einer Klage des Justizministeriums als ungewiss angesehen wurden. Den Behörden gelang es jedoch, den zuständigen Richter mit ihren Argumenten zu überzeugen. Als sie die Klage einreichte, sagte sie ausdrücklich, dass Kartellgesetze dazu da sind, Käufer und Verkäufer zu schützen. Und als US-Präsident Joe Biden im vergangenen Jahr eine Durchführungsverordnung erließ, um den Wettbewerb in der US-Wirtschaft zu fördern, sagte er, dies sei dazu gedacht, die schädlichen Auswirkungen von Monopolen und Monopson einzudämmen.

Der gescheiterte Übernahmeversuch hat Bertelsmann viel Geld gekostet – nicht nur, weil der inzwischen zwei Jahre andauernde Prozess vor allem auf Seiten der Anwälte viel Geld kostet, sondern auch wegen der 200 Millionen Dollar „Auflösungsgebühr“. fällig, die Bertelsmann an Paramount zahlt, weil der Verkauf nicht innerhalb der vereinbarten Zweijahresfrist vollzogen wurde. Die Amerikaner betonten in ihrer Erklärung ausdrücklich, dass sie das Recht auf dieses Geld hätten.

Die Buchabteilung trug zuletzt gut ein Fünftel zum Umsatz bei

Gut möglich, dass sich Bertelsmann nun nach anderen Akquisitionszielen umsieht, aber nach der Zerschlagung des Kartells wird es schwierig, einen weiteren Vertreter der „Big Five“ zu kaufen. Andererseits wird spekuliert, dass Paramount längst andere potenzielle Käufer für Simon & Schuster gefunden hat, zumal Bertelsmann vor zwei Jahren nicht der erste Kandidat war. Als mögliche Käufer gelten beispielsweise Harper Collins und Hachette, die ebenfalls zu den „Big Five“ gehören. Auch ihre Top-Manager haben Interesse bekundet, Simon & Schuster während des Kartellverfahrens zu übernehmen, falls Bertelsmann keine Chance bekommt.

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Die Buchsparte trug zuletzt gut ein Fünftel zum Umsatz von Bertelsmann bei, dessen wichtigste Einnahmesäule RTL ist. Bei vier Milliarden Euro Umsatz machte Penguin Random House im vergangenen Jahr einen Gewinn von 775 Millionen Euro. In diesem Jahr war die Entwicklung zunächst nicht so dynamisch, Rabe begründete dies aber mit dem Veröffentlichungstermin der großen Titel.

Potenzielle Bestseller sind unter anderem Michelle Obamas kürzlich erschienenes Buch The Light Within, nachdem sich die vor drei Jahren erschienene Autobiographie der ehemaligen First Lady insgesamt 17 Millionen Mal verkauft hatte. Penguin Random House hat 300 Buchverlage in 20 Ländern, die jährlich 16.000 Neuerscheinungen auf den Markt bringen.

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