
Kater in der deutschen Wirtschaft!
Monatelang sahen Unternehmen staunend zu, wie die Energiepreise in die Höhe schossen und ihren Betrieb zunehmend unrentabel machten. Laut Wirtschaftsumfrage rechnet mehr als jedes andere Unternehmen mit einer Verschlechterung der Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten.
Besonders betroffen sind: energieintensive Unternehmen.
Nachdem BILD am SONNTAG vor zwei Monaten erstmals über ihre schwierige Situation berichtet hatte, setzten sich viele Unternehmer an ihre Rechner und schrieben die zuständigen Ministerien an. Es sei „der Beginn einer Trendwende“, berichtet Unternehmerin Andrea Thoma-Böck.
Thoma-Böck und ihre Schwester führen in vierter Generation die Thoma Metallveredelung (150 Mitarbeiter) in Heimertingen (Bayern). Es ist eines dieser Unternehmen, das nur wenige kennen, aber an allem beteiligt sind: Ohne die Metallveredelung gäbe es in der Automobilindustrie fehlende Teile, bei Windrädern keine Rotorblätter und bei Wasserhähnen keinen Schutzlack.
Unternehmerin Andrea Thoma-Böck
Problem: Die Metallveredelung erfordert viel Energie und Chemikalien.
Und zwar so sehr, dass selbst die geplante Bremsung der Strompreise nicht ausreicht. „Auch mit dem reduzierten Preis sind wir international nicht konkurrenzfähig“, sagt Thoma-Böck. „Außerdem können wir unseren Stromverbrauch nicht reduzieren, schon gar nicht auf 70 Prozent des schwachen Corona im Jahr 2021. Wir können nur 30 Prozent Strom einsparen, indem wir 30 Prozent weniger produzieren.“
Thoma-Böck ist sich sicher, dass auch die Gaspreisbremse nicht ausreicht, „sie wird langfristig zu einer geringeren Produktion der chemischen Industrie in Deutschland führen“. „Wichtige Produkte wie Salzsäure werden dann knapp und unglaublich teuer, was wiederum unsere Oberflächentechnik-Produktion bedroht. Ein wichtiger Teil der Infrastruktur ist vom Einsturz bedroht.”
Aber nicht nur die Oberflächenbeschaffenheit ist das Problem. Viele Unternehmen, die für das Funktionieren des Alltags wichtig sind, stehen auf der Kippe.
Beispiel Waschsalon: Jutta und Britta Volkamm führen in dritter Generation einen Textilreinigungsbetrieb in Düren (50 Mitarbeiter). „Für unsere Dampfkessel verbrauchen wir fast 100.000 Kilowattstunden Gas pro Monat“, sagt Britta Volkmann. Kosten: 10.000 Euro – das sind 4.000 Euro mehr als vor einem Jahr. Hinzu kommen Stromkosten von 3500 Euro (statt 800 Euro).
Jutta und Britta Volkamm
„Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Preise zu erhöhen, aber auch da sind wir eingeschränkt. „Selbst der treueste Stammkunde zahlt keine 15 Euro für die Hosenreinigung“, sagt Volkmann.
„Trotz gesunkener Gas- und Strompreise sind die Energiepreise zu hoch, um rentabel zu sein.“ Die Schwestern haben noch Reserven, aber sie sind begrenzt.
Das Problem: Nutzer von Textilreinigungsdiensten wie in Düren sind nicht nur Menschen, die ihre Hemden nicht selbst waschen wollen, sondern auch Krankenhäuser, Feuerwehren, Pflegeheime und Hotels. „Ohne uns können Hotels keine Betten mehr machen, Ärzte haben keine sauberen OP-Kittel mehr und Pflegeheime haben keine Handtücher und Kissenbezüge mehr“, sagt Volkman. “Wir sind systemrelevant.”
Andreas Schumacher, Geschäftsführer des Deutschen Textilreinigungsverbandes, sagte der BamS: „Die Gas- und Strompreissperre im März kommt für unsere mittelständische Industrie viel zu spät, Härtefälle sind noch nicht bekannt. Durch diese Förderlücke fallen energieintensive, mittelständische, handwerksorientierte Betriebe durchs Raster.“